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Farbmanagement: Die Farbausgabe aus InDesign

Farbmanagement Teil 3

Farben mit Adobe Creative Suite 2

Fokus Farbausgabe: Druck in einen Zielfarbraum oder Export in die farbliche Medienneutralität – die Werkzeuge stehen vielfältig zur Verfügung.

PETER LAELY Im letzten Teil dieser Serie schauen wir uns die Ausgabe mit InDesign CS2 näher an. Entweder erfolgt die Ausgabe zum Druck oder auch für das Web, in jedem Fall aber in einen klar definierten Zielfarbraum. Möglicherweise steht der Wunsch nach einem ausgabeneutralen Dokument im Vordergrund.

Das Rollenspiel

Auf die Druckausgabe bezogen heisst dies: Der Bus verlässt mit der internationalen Mannschaft die Schweiz. Entweder kehrt er nach Hause zurück, das heisst, Quelle und Ziel bleiben unverändert, oder er wandert beispielsweise nach Italien aus. Das heisst für diesen Fall, dass alle Teilnehmer – also Bilder und das Dokument – italienisch werden und ausgabeseitig neu separiert werden. Falls Diplomatenstatus herrscht, bleibt dieser natürlich erhalten (Save-Modus für CMYK-Bilder).

Für die Medienneutralität hingegen bedeutet es, dass alle Teilnehmer ihre Identität bewahren.

Im Detail betrachtet, wird der gefüllte Bus nicht allen Exportmöglichkeiten gerecht. Die Vielfalt ist zu gross. Speziell wenn wir die Unterschiede im Handling von RGB- und CMYK-Farben betrachten. Für die eine Situation kann es richtig sein, dass CMYK-Daten Profile enthalten, für die andere aber gerade nicht. Wie in früheren Folgen dieser Serie bereits erwähnt wurde, können eingebettete CMYK-Profile zu einer unerwünschten Neuseparation führen. Unsichere User arbeiten besser mit der «Save-Methode» – dazu später mehr.

Neue Teilnehmer im Rollenspiel

Damit die Ausgabe grafisch etwas klarer dargestellt werden kann, führen wir die RGB- und CMYK-Sitzreihen im Bus ein. Die RGB-Sitze gehören den eher «farbigeren» Nationalitäten Italien und Spanien. Das in der Regel blassere Farbmodell CMYK wird den eher «blasseren» Nationalitäten Schweiz, Deutschland und Grossbritannien zugeordnet. Man entschuldige das Schubladendenken. Böse Zungen sprechen gar von Fensterplätzen für den RGB-Fall und Kofferraumplätzen für die CMYK-Mitglieder. Dann würde man aber die Teilnehmer in der Grafik nicht mehr entdecken!

Die Beispiele im Überblick

Adobe InDesign CS2 ist ein Chamäleon in Sachen Farbausgabe. Für diesen Artikel gilt es die Übersicht nicht zu verlieren und dennoch die häufigsten Fälle grafisch darzustellen. Und zwar so, dass sie möglichst verständlich nachvollziehbar sind. Ich beschränke mich auf vier Beispiele:

  • Ausgabe-CMYK entspricht dem ­Dokument-CMYK
  • Ausgabe-CMYK unterscheidet sich vom Dokument-CMYK (und auch voneingebetteten Profilen in ­platzierten Bildern. Diese Separationen weisen also ein anderes CMYK aus als der Zielfarbraum)
  • Ausgabe-CMYK unterscheidet sich wie oben vom Dokument-CMYK und vom platzierten Inhalt, es wird aber im sicheren Modus gearbeitet
  • Nach der Pflicht die Kür: Ausgabe in ein medienneutrales PDF

Beispiel 1

Der Zielfarbraum entspricht dem Dokumentfarbraum – bloss die Vorgabe des Programms variiert. Dies bloss aus dem Grund, damit das Beispiel des britischen Busses, welcher sich in der Schweiz befindet, aufgeht. Die heute wahrscheinlich häufigste Praxis ist so, dass auch die Programmvorgabe dem Dokument entspricht. Das UncoatedDokument wird aber mit der Einstellung «Nichts ändern» geöffnet. Damit wird die Programmvorgabe überschrieben. «Ungestrichen» liegt also sowohl eingangs- wie auch ausgangsseitig vor. Wie ein Blick auf den oben abgebildeten Drucken-Screenshot zeigt, verhält sich InDesign mustergültig. Der Eintrag unter «Dokument» steht entsprechend der Dokumenteinstellung ebenfalls auf uncoated. Die Klammern bedeuten, dass dies die Vorgabe ist. Da das gewählte Druckerprofil dem Dokumentprofil entspricht, ist die Option «CMYK-Werte erhalten» automatisch aktiviert. Die Ausgabe kann somit ohne Probleme vollzogen werden.

Auf den Bus übertragen heisst dies, dass die «farbigeren» Teilnehmer Spanien und Italien zu Briten mutieren! Der ebenfalls mitfahrende Brite bleibt, wie er ist.

Beispiel 2

Da wird es schon beinahe ungemütlich. Der Zielfarbraum soll eine Zeitung sein. Eingangsseitig jedoch ist «gestrichen» vorgegeben, gewisse platzierte Bilder wurden mit ISO Coated separiert, andere aber mit einem reinen GCR-Profil, um möglichst reine Farben in den Sujets mit Strichcharakter zu erhalten. Dies können wie in diesem Artikel Screenshots sein. Da bleibt im Druck das dominierende Grau auch länger ein Grau, weil es nur mit der Farbe Schwarz aufgebaut ist. Werden dieselben Screenshots mit ISO Coated separiert, wäre das Grau bunt aufgebaut und würde sich im Druck weitaus empfindlicher auf Störungen in der Graubalance verhalten. Wie auf der nächsten Seite abgebildet, sehen wir uns mit der Verbreitung des Internets des Öftern aber auch mit Bildern konfrontiert. Üblicherweise werden solche Logos mit Vektorprogrammen à la Illustrator erstellt. Aus der heutigen Internetquelle hingegen handelt es sich um Pixelbilder.

Zurück zu unserem Beispiel. Aus ISO Coated soll also eine Zeitung werden. Was für die RGB-Daten weiter kein Problem ist, wird für die anliegenden CMYK-Bilder sehr wohl kritisch bis unbrauchbar. Der Schwarzaufbau des Strichbildes geht komplett verloren und das für gestrichenes Papier separierte Bild wird entsprechend dem Zeitungs-profil im Gesamtfarbauftrag reduziert. Wobei auch hier bedingt durch die Konvertierung von CMYK zu LAB und wiederum via ISOnewspaper26v4 zu CMYK die Art und Weise der Separation verändert wird. Allerdings ist dies nicht zwangsläufig ein Problem, es könnte aber situativ der Fall sein.

Da wir ja ausgangsseitig neu separieren wollen und müssen, gilt es, die Strichbilder vor eben dieser Neuseparation zu schützen. Wie erreicht man dies? In diesem Beispiel geht es mittels Farbeinstellungen für Bild … und des Zuweisens des Zielfarbraumes, also das ausgewiesen eingebettete Farbstrichprofil durch das Zeitungsprofil zu ersetzen. Damit entspricht die Quelle wieder dem Ziel und wird nicht durch die Neuseparation verstümmelt. Im nächsten Beispiel, dem CMYK-sicheren Ablauf, funktioniert es, wie wir sehen werden, noch einfacher.

Würde man im Druckdialog das Kästchen «CMYK-Werte erhalten» aktivieren, bliebe der Farbstrich tatsächlich erhalten. Das für den Zeitungsdruck viel zu satte ISO Coated aber ebenfalls. Das ist also nicht der richtige Weg.

Im Rollenspiel wird unser Bus samt Insassen zum Italiener eingebürgert. Nehmen wir mal an, dass der Deutsche ISO Coated vertritt und der Schweizer den Farbstrich, so bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit gezinkten Karten, sprich gefälschtem Pass, zu spielen – dies soll ja tatsächlich auch vorkommen!

Beispiel 3

Im letzten der drei geräteabhängigen Ausgabebeispiele steht der so genannt CMYK-sichere Ablauf im Fokus. Grundlage dazu ist die Tatsache, dass eingebettete CMYK-Profile per Voreinstellung bei einer erneuten CMYK-Ausgabe nicht berücksichtigt werden und es dadurch nicht zu einer erneuten Separation kommt. Wie handhabt InDesign CS2 dies? Die aktivierte Importoption beim Platzieren eines Bildes oder auch wieder die Einstellung unter dem Menüpunkt Objekt > Farbeinstellungen für Bild ... bringt es an den Tag: Ob eine zu platzierende CMYK-Datei ein Profil besitzt oder nicht, die Vorgabe lautet in jedem Fall «Dokumentstandard verwenden». Somit wird allen platzierten CMYK-Objekten das voreingestellte CMYK-Dokumentprofil mitgegeben. Dieses Vorgehen bewirkt wiederum genau das Gewünschte: CMYK-Objekte werden nicht erneut separiert.

Selbstverständlich sind Ausnahmen möglich – man geht dann einfach umgekehrt vor und aktiviert das ausgewiesene eingebettete Profil des Objektes – klarer und einfacher war Farbmanagement noch nie anwendbar!

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Für viele Anwender und Anwenderinnen, welche nicht auf das Farbmanagement verzichten wollen, ist dieser Weg der wohl einfachste und auch sicherste.

Im Rollenspiel erhalten der Schweizer und der Deutsche einen Corps-diplomatic-Status und können unbesehen einreisen. Soll dies nicht zutreffen, wird der gewünschten Person der CD-Status entzogen, und der ursprüngliche Pass kommt wieder zum Einsatz.

Beispiel 4

Die wohl interessanteste Anwendung mit Farbamangement in der Ausgabe findet im PDF-Export ihre Krönung! Schlicht und einfach (fast) alles ist möglich: Einerseits dasselbe wie in den drei Beispielen bereits beschrieben, die Ausgabe in ein geräteabhängiges CMYK-PDF oder auch in ein geräteabhängiges RGB für das Internet – andererseits aber auch die bezüglich Farbe unveränderte Ausgabe. Egal, welche Ausgangslage vorliegt, sie lässt sich im PDF perfekt abbilden. Der in der Farbe unveränderten Ausgabe stehen vier Profilhandling-Optionen zur Verfügung:

  • Profile nicht einschliessen
  • Alle Profile einschliessen
  • Quellprofile mit Tags einschliessen
  • Alle RGB-Profile und CMYK-Quell­profile mit Tags einschliessen

Je nach folgenden Arbeitsschritten im Ablauf einer PDF-Datei ist es wichtig, dass die farbliche Ausgangslage korrekt beschrieben wird. Die ersten beiden Optionen sind selbsterklärend: Im RGB- und im CMYK-Farbmodell werden je nach Wahl alle oder keine Profile mitgegeben. Für Graustufenbilder wird in beiden Fällen auf die Schmuckfarbe Black (C0, M0, Y0 und K100) verwiesen. Für die Optionen drei und vier werden alle Quellprofile, welche nicht dem Arbeitsfarbraum entsprechen, eingebettet. Im letzten Fall, dem Setup mit der etwas verwirrenden Bezeichnung «Alle RGB-Profile und CMYK-Quellprofile mit Tags einschliessen», werden zusätzlich alle RGB-Profile, also auch diejenigen, welche dem aktuellen RGB-Arbeitsfarbraum entsprechen, eingebettet.

In der folgenden Übersicht sollte eigentlich jeder Workflow-Gestalter seine benötigte Ausgangslage finden.

Mit der Adobe Creative Suite 2 hat die Firma ein mächtiges Bollwerk hinsichtlich Farbneutralität geschaffen. Und nicht nur das, die Bedienung ist einfacher und übersichtlicher und vor allem für CMS-Anfänger sicherer geworden.